Der Bereich für Patient:innen
Ihre Gesundheit im Blick: Mangelernährung verstehen
Für Patientinnen und Patienten mit einer krankheitsbedingten Mangelernährung ist es besonders wichtig, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Dabei stehen die individuellen Bedürfnisse, Beschwerden und Verträglichkeiten im Mittelpunkt.
Essen und Trinken sollte keinen Stress und Druck hervorrufen. Probieren Sie viele verschiedene Tipps aus, um die besten Möglichkeiten für Sie zu finden. Aber welche Lebensmittel und Empfehlungen können helfen, das Gewicht möglichst stabil zu halten?

Was tun bei Gewichtsverlust?
Täglich viele energiereiche Mahlzeiten verzehren:
Versuchen Sie möglichst viele kalorienreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen.
Lieber öfter statt zu viel auf einmal zu essen:
Wenn Sie nicht mehr große Portionen essen können, ist es wichtig, lieber mehrmals am Tag kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Dadurch können Sie trotzdem Ihren Energie- und Nährstoffbedarf decken.
Mahlzeiten aromatisch würzen und appetitlich anrichten:
Gewürze und frische Kräuter können viele Speisen schmackhafter machen, gerade wenn man unter Geschmacksveränderungen oder -verlust leidet. Richten Sie außerdem Ihre Speisen appetitlich an – das Auge isst mit!
Beim Essen Ablenkung vermeiden:
Konzentrieren Sie sich auf die Mahlzeit und genießen Sie mit allen Sinnen.
Kaloriengehalt von Mahlzeiten steigern:
Um Ihren Energiebedarf zu decken, können Speisen zusätzlich mit verschiedenen Möglichkeiten angereichert werden. Tipps dazu finden Sie weiter unten.
Ausreichend bewegen, um den Appetit anzuregen:
Ein kleiner Spaziergang oder eine kleine Fahrradtour bringen den Darm in Schwung und können somit den Appetit anregen.
Ganz besonders wichtig ist es, das zu essen, was Ihnen schmeckt, was Sie gut vertragen und was Ihnen guttut. Dabei müssen Sie sich nicht an strenge Essenszeiten (z.B. früh, mittags, abends) halten.
Ernährungstipps
Welche Lebensmittel helfen, das Gewicht möglichst stabil zu halten?
Bei einer krankheitsbedingten Mangelernährung ist es besonders wichtig, den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken, um das Gewicht möglichst stabil zu halten.
Essen und Trinken sollten jedoch keinen Stress und Druck hervorrufen. Probieren Sie viele verschiedene Tipps aus, um die besten Möglichkeiten für Sie zu finden.
Daher ist es in dieser Situation zweitrangig, ob ein Lebensmittel per se als “gesund” oder “ungesund” eingestuft wird. Auch Lebensmittel wie Süßigkeiten, Backwaren oder Ähnliches sind wichtige Energielieferanten und daher erlaubt.

Kalorienreiche,
nährstoffdichte Lebensmittel:
Fettreiche Milch (3,5% anstatt 1,5%) und fettreiche Milchprodukte (Sahnejoghurt, Rahmjoghurt, 40%iger Quark)
Nüsse, Trockenfrüchte oder Nussmus
Kuchen, Gebäck oder Süßwaren (Kekse, Schokolade, Gummibärchen, usw.)
Kalorienreiche Getränke:
Fruchtsäfte, Smoothies, Milchshakes, Kakaogetränke, usw.
Leicht verdauliche Lebensmittel:
Weißbrot, Baguette, Toast
Salzstangen, Cracker
Reis, Kartoffeln und Nudeln

Zusätzliche Kalorien
Wie kann ich mein Essen anreichern?
Wenn es schwierig ist das Körpergewicht stabil zu halten oder bereits Gewicht verloren wurde, muss die Lücke zwischen Nährstoffbedarf und tatsächlicher Nährstoffaufnahme geschlossen werden. Hierzu wird beispielweise empfohlen, normale Lebensmittel mit zusätzlichen Kalorien anzureichern.
Nahrungsfette haben von allen Nährstoffen die höchste Energiedichte, d. h. sie sind sehr kalorienreich.
Fette liefern mehr als doppelt so viel Energie wie Kohlenhydrate oder Eiweiß. 1 Gramm Fett enthält 9 Kilokalorien (kcal) – 1 Gramm Kohlenhydrate oder 1 Gramm Eiweiß hingegen nur 4 kcal.
Um die Kalorienaufnahme zu steigern, bietet es sich also an, Speisen jeglicher Art mit Fetten wie Butter, Sahne, Mascarpone, Schmand, Creme-Fraiche oder auch pflanzlichen Ölen und Nussmus (z.B. Mandelmus, Erdnussmus, Cashewmus) anzureichern.
Herzhafte Speisen können mit Käse überbacken und Salate mit Nüssen, Käse oder Croutons verfeinert werden. Bei der Zubereitung einer Joghurt – oder Quarkspeise können Öle (zum Beispiel Nussöl oder Leinöl), Rosinen, Kerne und Samen den Kaloriengehalt erhöhen.
Auch Energie- und/oder Eiweißpulver können zum Anreichern von Speisen verwendet werden. Diese können in flüssige und breiige Speisen eingerührt werden (z. B. Joghurts, Milchshakes, Suppen, Cremespeisen, Grießbrei, etc.).
Fragen Sie hierzu Ihren behandelnden Arzt oder Ärztin oder wenn möglich eine Ernährungsfachkraft, welche Produkte am besten für Sie passen.
Trinknahrung
Mit hochkalorischer Trinknahrung zunehmen
Wenn die Nährstoffaufnahme über normale oder angereicherte Speisen nicht mehr ausreicht, kann hochkalorische Trinknahrung eine große Hilfe sein. Trinknahrung, umgangssprachlich auch als Astronautenkost bekannt, hat (meist) einen hohen Energie- und Eiweißgehalt und enthält alle Nährstoffe, die der Körper täglich benötigt. Sie kann als Ergänzung oder als Ersatz für normale Lebensmittel eingesetzt werden. Hochkalorische Trinknahrung kann von Ihrem Arzt auf Rezept verordnet werden und die Krankenkasse übernimmt die Kosten.

© Freepik
Auswahl an Trinknahrungen
Trinknahrung ist in vielfältigen Geschmacksrichtungen und Konsistenzen erhältlich.
- Neutral schmeckende Trinknahrung kann wie Sahne in andere Speisen eingerührt werden, z. B. in Saucen, Suppen oder auch in Kartoffelpüree.
- Pikante Produkte in den Geschmacksrichtungen Tomate, Champignon, Spargel usw. können pur verzehrt werden, sollten aber erwärmt werden.
- Fruchtige Sorten wie Beere, Aprikose, Schokolade oder Vanille eignen sich zum puren Verzehr können aber auch in “normale” Speisen wie Joghurt, Buttermilch, Smoothies, Kaffee oder Milch gemischt werden.
Durch diese verschiedenen Geschmacksrichtungen und den flexiblen Einsatz in “normale” Speisen kann auch die Einnahme über einen längeren Zeitraum viel Abwechslung bieten. Probieren Sie es aus!
Hinweis
Allgemeingültige Empfehlungen für eine gesunde Ernährung (z. B. fettarme, pflanzenbasierte Ernährung) sind bei einer bereits bestehenden Mangelernährung meist nicht ausreichend, um den Mehrbedarf an Energie und Nährstoffen zu decken!
Die Energie- und Nährstoffaufnahme sollte durch oben genannte Maßnahmen gezielt gesteigert werden.
Rezepte
Vielfältige Rezeptideen für eine gezielte Nährstoffzufuhr
Für Patientinnen und Patienten mit Mangelernährung ist eine adäquate Nährstoffzufuhr, die auf die individuellen Bedürfnisse eingeht, besonders wichtig. Eine Auswahl an vielfältigen Rezepten, die den gesteigerten Nährstoffbedarf berücksichtigen und dabei besonders schmackhaft sind, finden Sie hier.

Gut essen und trinken – wenn keine Beschwerden (mehr) vorliegen
Prävention einer Mangelernährung
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) bietet mit ihren Empfehlungen „Gut Essen und Trinken“ eine gute Orientierung, wie Sie Ihre Ernährung während der Erkrankung – wenn keine Beschwerden vorliegen – und nach Ihrer Genesung gestalten können. Bei der Auswahl der Lebensmittel ist der DGE-Ernährungskreis eine gute Richtschnur. Beides – DGE-Ernährungskreis und die Empfehlungen – helfen, dass Sie mit ausreichend Energie und Nährstoffen versorgt werden. So leisten sie einen wichtigen Beitrag, gesund zu werden und zu bleiben. Natürlich sollte dies unter Berücksichtigung individueller Einschränkungen oder Unverträglichkeiten geschehen.
Falls Sie zu speziellen Themen eine Ernährungsberatung benötigen, oder weitere Fragen haben, wenden Sie sich an eine zertifizierte Ernährungsfachkraft vor Ort. Informationen dazu finden Sie hier.
Die gute Nachricht: Was während der Erkrankung vielleicht nicht immer möglich war, dürfen Sie jetzt genussvoll beherzigen: Wählen Sie möglichst vielfältig und bunt und genießen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel.
Gut essen und trinken bedeutet die richtige Menge an Energie und eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen wie Eiweiß (Protein), Fett, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und Flüssigkeit sicherzustellen. Jeder einzelne Nährstoff erfüllt lebenswichtige Funktionen im Organismus. Doch kein einzelnes Lebensmittel und auch keine einzelne Lebensmittelgruppe enthält alle Nährstoffe in ausreichender Menge. Nutzen Sie daher das reichhaltige Lebensmittelangebot und essen Sie abwechslungsreich, am besten das, was die Jahreszeit gerade an frischem Obst und Gemüse bietet, in Kombination mit den anderen Lebensmittelgruppen. Dann wird Ihr Körper gut mit allen Nährstoffen versorgt.
Der DGE-Ernährungskreis zeigt auf einen Blick, wie eine optimale, das heißt gesunde und ökologisch nachhaltige Lebensmittelauswahl aussieht. Er ist damit eine Art Wegweiser mit Beispielen. Die Größe der Lebensmittelgruppe veranschaulicht dabei den Anteil an der Ernährung. Je größer eine Lebensmittelgruppe ist, desto mehr kann daraus gegessen werden. Die Grenzen sind fließend. Eine gesunde und umweltschonende Ernährung ist zu mehr als ¾ pflanzlich und knapp ¼ tierisch. Empfehlenswert ist es, innerhalb der Gruppen die Vielfalt an Lebensmitteln zu nutzen und möglichst abwechslungsreich zu essen.
- Essen Sie überwiegend pflanzliche Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle. Das ist nicht nur gut für Ihre Gesundheit, sondern auch für die Gesundheit unserer Erde.
Übrigens: Wenn Sie etwas mehr Energie benötigen, so sind Nüsse oder Samen bzw. das Mus daraus (z. B. Mandel- oder Sesammus „Tahini“) wie auch Hülsenfrüchte und hochwertige pflanzliche Öle wie z. B. Rapsöl sehr gut geeignet Ihre Speisen geschmackvoll mit Energie und Nährstoffen anzureichern. - Tierische Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte sowie Fleisch, Wurst, Fisch und Eier stellen zusammen knapp ein Viertel des Kreises. Sie erleichtern die Versorgung mit Nährstoffen. Wählen und genießen Sie diese aber bewusst und in kleineren Mengen.
- Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt innerhalb der einzelnen Gruppen. Wird die Zusammenstellung an einem Tag nicht erreicht? Nicht schlimm, wichtig ist die Wochenbilanz.
- Getränke stehen zentral in der Mitte des Kreises, da ausreichendes und regelmäßiges Trinken lebenswichtig ist.
- Lassen Sie sich Zeit beim Essen und gönnen Sie sich eine Pause. Langsames und bewusstes Essen fördert zudem das Sättigungsgefühl. Gemeinsam essen tut gut.
- Achten Sie außerdem auf ausreichend Bewegung. Dies ist wichtig für Ihre Gesundheit und Wohlbefinden und hilft den Appetit anzuregen.
Weitere Informationen:
Wenn Sie mehr zu den einzelnen Lebensmittelgruppen erfahren möchten, klicken Sie hier.
- Beginnen Sie nach der Erkrankung mit kleinen Mengen an Obst und Gemüse inkl. Hülsenfrüchten sowie Vollkornprodukten. Steigern Sie die Menge langsam, wenn Sie diese Lebensmittel während der Erkrankung kaum oder gar nicht verzehren konnten.
- Verursacht frisches Obst zunächst noch Probleme, kann es zunächst gegart als Kompott versucht werden.
Sehr fein geriebene Rohkostsalate sind gut verträglich und können das Gewöhnen an eine pflanzenbasierte Kost erleichtern. - Werden einzelne Arten nicht vertragen, ist es bei der Vielfalt an Obst- und Gemüsearten einfach, eine Alternative zu finden.
- Lebensmittel aus Vollkorn sind oftmals verträglicher, wenn sie fein gemahlen und bei der Zubereitung der Speisen gut quellen können. Kochen Sie z. B. Vollkornnudeln bei Bedarf etwas länger. Bereiten Sie den Teig für Pizza, Pfannkuchen oder Kuchen mit etwas mehr Flüssigkeit zu und geben ihm mehr Ruhezeit. Zum Gewöhnen an mehr Vollkorn können Sie zunächst auch Mehle mit höherer Typenzahl wie z. B. Weizenmehl Type 1050 verwenden oder helles Mehl mit immer mehr Vollkornmehl mischen.
- Lassen Sie auch Hülsenfrüchte gut ausquellen und verwerfen Sie das Einweichwasser bzw. die Flüssigkeit in der Dose. Gewürze wie Bohnenkraut, Majoran, (Kreuz)Kümmel oder Fenchel tragen ebenfalls dazu bei, dass diese gut verträglich sind.
Weitere Informationen:
Wenn Sie mehr zu den einzelnen Lebensmittelgruppen erfahren möchten, klicken Sie hier.
Krebstherapie
Essen und Trinken während der Krebstherapie